Vor einer gefühlten Ewigkeit habe ich von meinen Großeltern mal eine 10mm Filmkamera Agfamatic Pocket 2008 geschenkt bekommen und damit auch einige Fotos geschossen.
Seit einigen Monaten benutze ich nun allerdings eine andere, viel professionellere analoge Kamera, die mir auch mein Opa geschenkt hatte: seine alte Minolta X-700.
Diese Minolta ist eine der beliebtesten analogen Spiegelreflexkameras mit elektronischer Belichtungsmessung, Zeit- und sogar Programmautomatik. Das Gehäuse besteht zwar zu großen Teilen aus Kunststoff statt aus Metall, aber trotzdem ist es sehr robust und hat auch schon den einen oder anderen Sturz überlebt.
Opa hatte mir gleich ein paar seiner unbelichteten Filme mitgegeben, damit ich direkt loslegen konnte. Zum Anfang habe ich also die ISO-200-Filme aus der Drogerie voll geschossen.
Anfangs waren die Ergebnisse leider noch nicht hundertprozentig überzeugend, haben mich nicht vom Hocker gehauen. "Das liegt am schlechten Film!", habe ich mir erst versucht einzureden, aber nach und nach wurde mir klar: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, so ist es doch klar, dass die ersten Fotos nicht gleich die schönsten Hingucker werden würden. Was also tun? Fotografieren, fotografieren und weiter fotografieren!
Und siehe da: Mit der Zeit wurden die Bilder immer besser und gleichzeitig wurde ich immer kreativer.
Da waren Opas Filme auch schon voll ...
Zeit also, sich nun endlich selber mit Filmen einzudecken. Der erste Einkauf wurde noch bei Rossmann erledigt, dann fing ich an, auch bei Ebay abgelaufene Filme zu kaufen und einige Schnäppchen zu ergattern, mir einen kleinen Film-Vorrat anzulegen:
Der aufmerksame Leser und Filmexperte hat auf diesem Bild mit Sicherheit die Filme ganz hinten in der Ecke nicht übersehen: "Kodachrome 64"
Immer wieder habe ich davon gehört, wie toll dieser Film aussehen soll und auch Steve McCurry hat fast ausschließlich auf Kodachrome geschossen. Tja, und wenn man erstmal so beeindruckt von etwas ist, dann macht man Dummheiten, z.B. fünf Rollen Kodachrome zu kaufen.
Ich war kurz davor, eine Rolle in meine Kamera zu schmeißen und loszufotografieren, als mir aus der Packung die Versandtasche für die Entwicklung entgegen fiel.
Komisch ... kann man die nicht einfach bei Rossmann abgeben? Mal eben schnell googeln.
Oha, da war die Begeisterung dann doch etwas gedämpft, als ich las, dass Kodachrome-Filme nur mit einem sehr speziellen, K-14 genannten, Prozess entwickelt werden können. Bzw. konnten, denn ich las auch, dass Kodak am 30. Dezember 2010 das letzte Labor auf der Welt geschlossen hat, das Kodachrome entwickeln konnte.
Mist! Was mache ich jetzt mit den Filmen? Selbst entwickeln? Wegen des aufwendigen Prozesses und der seltenen Chemikalien leider unmöglich. Irgendwo anders abgeben, vielleicht hat irgendein Fotolabor sich die Chemikalien zusammengesucht und die Entwicklung wieder aufgenommen? Leider auch Fehlanzeige: In Australien soll es zwar einen findigen Fotografen geben, der den Prozess nachahmt, aber der entwickelt keine fremden Filme und sowieso schicke ich meine Filme ja nicht extra nach Australien. Das lohnt sich dann wohl doch eher nicht.
Also blieb mir nichts anderes übrig als die Dinger wieder zu verkaufen. Dennoch - eine Rolle habe ich mir als Erinnerung zurückgehalten.
Als Erinnerung an diesen legendären Film: Kodachrome 64
Weiter gehts also mit den "normalen" Filmen wie z.B. dem Kodak Gold 200.
Huch, was ist denn das? Ja, wenn ich das wüsste ...
Auch ein Anfängerfehler: Wenn man die Kamera auch nur einen klitzekleinen Spalt weit aufmacht, während man einen Film eingelegt hat, wird im schlimmsten Fall gleich die ganze Rolle belichtet und man kann sie eigentlich wegschmeißen.
Dass solche kleinen, zufälligen Fehler manchmal auch ganz willkürlich gut aussehen können, zeigt, wie ich finde, sehr schön das folgende Bild:
Auch wenn die Rolle voll ist, warum sollte man nicht noch das allerletzte Foto schießen? Ich meine, das einzige, was man dabei verlieren kann, ist ja das letzte Bild und das ist ja nun wirklich halb so wild. Zur Not schnippelt man später mit einer Schere vom Abzug ein bisschen was ab. Oder man lässt es einfach so, sieht authentisch aus und hat dieses gewisse analoge Flair.
Es folgt eine weitere Auswahl einiger Fotos, die ich in meinem ersten halben Jahr mit der Minolta X-700 geschossen habe:
PS: Falls du überlegst, dir auch eine analoge Kamera anzulegen, dir aber noch nicht ganz sicher bist, soltest du dir auf jeden Fall diesen Artikel von Emanuele Faja durchlesen, der mit guten Argumenten erklärt, warum jeder Fotografiebegeisterte irgendwann einmal auf Film fotografieren sollte.